Samstag, 28. Februar 2015

Time to say Goodbye

Es ist eigenartig, wenn nach so langer Zeit die Koffer gepackt werden. Die Abreise heute ist fast so irreal wie die Reise nach Ghana am 13. August. Ja, es ist ein Wahnsinn: 200 Tage waren wir in diesem Land.

Rückblickend muss ich sagen, dass vor allem der Anfang eine echte Herausforderung für uns alle gewesen ist. Ghana ist einfach SO anders als alles, was wir bis dahin erlebt hatten... Aber ich denke, wir haben die Challenges ganz gut gepackt und im Großen und Ganzen eine wunderbare Zeit erlebt.

Time to say Goodbye: das Chaos, das uns gestern noch gefangen gehalten hat, lichtet sich von Stunde zu Stunde, wir beginnen sogar schon mit den Reinigungsarbeiten. Ich gehe davon aus, dass in den nächsten 5 Stunden bis zu unserer Abreise um 16 Uhr noch viele Menschen anrufen und vorbei schauen werden. Insofern ist es ganz gut, dass wir gut in der Zeit liegen. Dadurch sollte sich der Stress, der heute sicher noch Einzug hält im Hause Lintner, in Grenzen halten.

In Ghana "Lebewohl" zu sagen heißt aber auch, dass wir bald wieder unsere Familien, viele liebe Freund/-innen und Bekannte in die Arme schließen können. Und ich bin schon jetzt gespannt, wann die Freude und die Begeisterung, vom Erlebten zu erzählen, in eine lästige Pflicht umschlägt. Aber eines kann ich euch schon jetzt allen verraten: ES WAR EIN ECHTES ABENTEUER!

Jetzt hoffen wir auf eine ruhige und reibungslose Heimreise und sind froh und dankbar über viele Gebete und Segenswünsche, die uns aus Ghana und aus Österreich auf dieser Reise begleiten werden.

Bis bald!



Um Platz zu schaffen muss auch einige in Ghana bleiben!

Donnerstag, 26. Februar 2015

Abschied


keine echten Ghanaer - aber im Ghana-Style
Die letzten Tage verfliegen im Nu. Ich bin hin- und hergerissen zwischen Vorfreude und Abschiedsschmerz, zwischen dem Wunsch, die Zeit zu genießen und noch möglichst viele Eindrücke zu sammeln, und dem Drang, damit zu beginnen, die Koffer zu packen. Und so kommt der Tag der Abreise unaufhaltsam näher…

Seit einigen Tagen ist Raphi bei uns und hat Anfang der Woche mit unseren Töchtern den Akosombo-Damm besucht und noch einen Abstecher nach Accra gemacht, um die Hauptstadt zu erkunden. Letzten Freitag haben wir die Schulbesuchsbestätigung für Lisbeth und Kerstin bekommen und heute die für Theo. Aber vielleicht doch besser der Reihe nach:


Am Samstag haben wir einen Beads-Workshop besucht. Die Glasperlen sind ganz typisch für das Kroboland, und nachdem wir die Fabrik ja schon besucht hatten und die Führung sehr interessant war, haben wir beschlossen, auch einmal selbst Hand anzulegen und unsere eigenen Perlen zu kreieren. Leider war der Workshop eine ziemliche Enttäuschung. Am Anfang sind wir einfach noch einmal in den Genuss der Führung gekommen und dann durfte jede/r von uns eine Perle gestalten. Nachdem die Kunstwerke in den
Brennofen für Beads
Brennofen gewandert waren, sind wir zum Shop gegangen, um noch ein Paar Mitbringsl zu erstehen. Wir hatten gedacht, dass wir am Ende die Perlen noch selbst „reinigen“ dürfen, aber diese Arbeit wurde uns abgenommen und nur mehr die fertigen Produkte in unsere Hände gelegt. Naja, es kann nicht alles ein Haupttreffer sein. Die Perlen sind toll und eine wunderbare Erinnerung.

Am Sonntag sind wir dann im Gottesdienst in der Zimmermann-Congregation verabschiedet worden. Rev. Eric hat für uns gebetet und wir haben uns noch einmal für die herzliche Aufnahme in „unserer“ Gemeinde bedankt. Am Beginn des Gottesdienstes sind mir echt ein paar Tränen in meine Augen geschossen, die Freude und der Tanz am Beginn jedes Gottesdienstes wird mir, denke ich, doch ein bisschen abgehen. Aber nach fast 4 Stunden Gottesdienst (und das an einem Tag, an dem die Kirche voller Kinder und Jugendlicher war, wurde doch das Children´s fellowship-service gefeiert, was den Pfarrer nicht davon abgehalten hat, über eine ¾ Stunde zu predigen!) habe ich dann doch wieder gewusst, dass ich mich auch schon sehr auf einen Gottesdienstbesuch in Österreich freue, in einer ansprechenden Länge und in dem ich alles verstehen kann.


Felix und Lili beim Essen des Geburtstagskuchen
Montag Abend haben wir den Geburtstag von Felix nachgefeiert. Felix – ich habe schon früher von ihm geschrieben – ist seit Freitag wieder im Land und uns allen echt ans Herz gewachsen. Als er uns am Montag besucht hat, um mehr über die Rundreise zu erfahren, haben wir ihn mit Geburtstagstorte und Geschenk überrascht. Soweit ich das mitbekommen habe, war es die erste Geburtstagstorte in seinem Leben. Und unser Geschenk das einzige in diesem Jahr. Da ist vor allem unseren Kindern der Mund doch ziemlich weit offen geblieben.
 
Am Dienstag hat uns Samuel, der Pfarrer aus Big Ada, besucht. Es war leider nur ein Kurzbesuch, weil sein Auto auf dem Weg nach Odumase eingegangen ist und er dadurch viel später als geplant bei uns angekommen ist. Aber so wie es ausschaut, wird ab September seine Tochter Diana für 6 Monate zu uns nach Mödling kommen. Und wenn alles klappt, dann werden ihre Eltern sie am Anfang für 1-2 Wochen begleiten. Ich freue mich wirklich sehr darüber. Erstens sind Samuel und seine Familie ein echtes Highlight in unserer Ghanazeit gewesen und ich freue mich, ihm jetzt auch ein bisschen etwas von meiner Heimat zeigen zu können. Und ich denke, dass es auch ein ein guter Schritt für die Partnerschaft zwischen den beiden Kirchen ist, wird doch im Partnerschaftsabkommen dezidiert der Austausch von Jugendlichen erwähnt. Jetzt gilt es zuhause alles auf die Beine zu stellen. Wir wollen versuchen, Diana den Flug und auch die Krankenversicherung zu finanzieren und hoffen auf zahlreiche Sponsoren! Und wir hoffen, dass es kein Problem mit dem Visum gibt, es wäre schade, wenn das Projekt an der Bürokratie scheitert.

Lisbeth während ihrer Rede
Gestern, am späten Nachmittag, ist dann der Höhepunkt der Abschiedsveranstaltungen über die Bühne gegangen: das Farewell-Dinner des Presbyteries. Rev. Stephen hat alles organisiert und wir haben uns wirklich sehr wohlgefühlt im Hotel „Star Villa“: im Freien unter ein paar Bäumen war eine wunderschöne Tafel gedeckt worden. Neben Stephen und Anti Merci waren natürlich auch der Chairman, Beatrice (die Administratorin und unsere erste Ansprechstelle bei allen Fragen)und einige andere Mitglieder der Presbytery-Verwaltung gekommen. Eine echte Überraschung war, dass die Headmistress von Krobo-Girl´s sich auch Zeit genommen hat. Nach einem einleitenden Gebet wurden wir eingeladen, unseren Aufenthalt Revue passieren zu lassen. Und es ist wirklich nicht schwer gefallen! Die Zeit hier in Oduamse Krobo war einfach toll,
interessant, spannend, herausfordernd, bereichernd und meistens wunderschön. Und die paar Dinge, die nicht so funktioniert haben, die sind an einem solchen Abend einfach vergessen, weil das Herz voll ist von Dankbarkeit und Freude. Im Anschluss hat „Papa Chairman“ seine Abschiedsworte an uns gerichtet und nochmal betont, wie gut und wichtig die gemeinsame Zeit für die Partnerschaft zwischen den Kirchen war, aber auch nicht verholen, dass es eine große Herausforderung für das Presbytery war, uns aufzunehmen und für uns zu sorgen. Und dann wurden wir beschenkt: mit Kleidern und Hemden und mit Beads. Natürlich haben auch wir unserer Dankbarkeit Ausdruck verliehen, allerdings nicht mit typischen Trachten sondern mit einem  kleinen Kuvert. Unsere persönlichen Danke-Geschenke werden wir morgen den einzelnen Personen bringen, haben wir diese doch extra von Wolfgang aus Österreich importieren lassen. Nach dem gemeinsamen Essen wurde noch ein Schlussgebet gesprochen und wir haben den Segen geteilt. Ein sehr gelungener Abend!

Und ab heute wird es wirklich ernst. Während ich hier schreibe, beginnt  Silke mit der letzten Wäsche. Und dann werden wir mit dem Einpacken beginnen. Und ich hoffe inständig, dass wir es irgendwie schaffen, all unser Zeug in die 10 großen Koffer und die 3 kleinen Koffer zu bekommen. Ihr könnt uns fest die Daumen drücken, dass es gelingt, denn momentan ist das unvorstellbar ….   

 

Freitag, 13. Februar 2015

Akosombo Damm

auf der Staumauer
 
Es ist schön, wieder zuhause zu sein! Und es ist schon sehr faszinierend, dass wir nach Odumase Krobo wirklich als ein Stück Heimat empfinden. Andererseits haben wir hier für fast 5 Monate gelebt, viele liebe Menschen kennengelernt und viele schöne, aufregende, herausfordernde Stunden verbracht.

Nach der langen Zeit des Reisens ist wieder Ruhe in unseren Alltag eingekehrt. Das ist aus verschiedenen Gründen wichtig für uns gewesen: erstens hat wieder ein geregelter Lebensrhythmus Einzug gehalten, was vor allem im Blick auf das baldige Heimkommen nach Österreich und dem ganz normalen Schulwahnsinn für die Kinder gut ist. Und ich muss zugeben, dass sich mein Rücken nach Ruhe gesehnt hat. Die stundenlagen Autofahrten auf manchmal doch sehr schlechten Straßen und die ständig wechselnden Schlafunterlagen haben ihren Tribut gefordert und mir auch die eine oder andere Sorgenfalte auf die Stirn getrieben. Weil einen Bandscheibenvorfall möchte ich in Ghana wirklich nicht erleben müssen.

Independence Place
am Volta-River
Aus diesem Grund ist auch Silke mit Lisbeth letzten Freitag nach Accra gefahren, um ihren Firmpaten Wolfgang vom Flughafen abzuholen. Mit ihm ist dann doch auch wieder ein bisserl Action in unsere Beschaulichkeit gekommen. Gleich am ersten Abend sind Silke und Wolfgang ob der Wiedersehenfreude bis um 5:30 Uhr auf der Terrasse gesessen – es wird einem ja auch in der Nacht nicht kalt. Am Samstag waren Wolfgang und ich am Markt und haben die nähere Umgebung erkundet, am Sonntag haben wir ihn (zu seinem Seelenheil selbstverständlich) mit in die Kirche genommen, am Montag sind Silke und er zu einem Sklavenfort in Senya Beraku gefahren und haben sich dann noch ein paar Sehenswürdigkeiten in der Hauptstadt angeschaut. Trotz Souveniershopping im Norden hat Silke auch den Arts-Market heimgesucht. Langsam mache ich mir wirklich Gedanken wie wir alle Sachen nachhause transportieren sollen. Am Mittwoch waren die beiden in Big Ada und gestern in der Cedi Beads Factory. Und heute haben wir uns zu viert – Silke, Wolfgang, Theo und ich – auf den Weg zum Akosombo-Damm gemacht.

Ich erspare euch hier die geschichtlichen und technischen Details. Wenn euch das interessiert, dann werdet ihr sicher alle nötigen Infos im Netz finden. Aber ich möchte doch erwähnen, dass fast die gesamte Stromerzeugung für dieses riesige Land hier stattfindet. Ein Blick auf den Wasserpegel hat uns dann schnell gezeigt, warum momentan nur 3 statt 6 Turbinen mit Wasser beschickt werden. Denn leider sind im Jahr 2014 zwar jede Menge Niederschläge im Süden Ghanas zu verzeichnen gewesen, im für den Wasserstand des Volta-Stausees wichtigen Norden ist es aber fast ganz trocken geblieben. Deshalb hat der Wasserstand ein bedrohlich niedriges Ausmaß angenommen und darf kaum mehr sinken. Denn wenn er weitere 4 Fuß (etwas mehr als ein Meter) absinkt, können die Turbinen überhaupt nicht mehr angetrieben werden. Was das für die Stromversorgung des Landes bedeutet, will ich mir nicht wirklich vorstellen. Schon jetzt ist es nämlich so, dass wir immer 24 Stunden Strom haben und dann für 12 Stunden das Licht ausgeschaltet wird.

Auf der Heimreise haben wir noch schnell ein paar Flussgarnelen gekauft, ich habe die köstlichen Stücke dann in einem Red-Red verarbeitet, einen typisch ghanaischen Bohneneintopf. Dazu gab es – wie es sich gehört – frittierte süße Plantains. Also stellt euch schon mal darauf ein, dass ihr nach unserer Rückkehr so etwas vorgesetzt bekommt. Oder eine der anderen Köstlichkeiten, die in den letzten Monaten auf unserem Speiseplan Eingang gefunden haben.     
 

Mittwoch, 4. Februar 2015

Axim und Accra


Der Urlaub war genial! Wir waren meistens die einzigen Gäste, hatten also den Strand für uns alleine. Hin und wieder ein Cocktail am Strand, dazu ein gutes Buch – was kann da schon schiefgehen? Außerdem haben sich Lili, Kerstin und ich im Wellensurfen versucht. Eine riesige Gaudi, aber echt auch gewaltig anstrengend.  

Zum Ressort gehört auch eine kleine Montessori-Volksschule mit 8 Kindern. Als die Clubbetreiber mitbekommen haben, dass ich Pfarrer bin, war ich auch schon für eine Religionsstunde gebucht. Eine Herausforderung, die ich aber leicht annehmen konnte, hat mich doch Beate Karner mit tollen Stundenvorbereitungen samt Materialen für Theos Reli-Unterricht ausgestattet. Diesmal war Zachäus an der Reihe. Aber bevor wir mit der Geschichte des ungeliebten und etwas zu kurz geratenen Zöllners beginnen konnten, der durch die Begegnung mit Jesus sein Leben von Grund auf ändert, musste ich mit einigen der Schüler darüber diskutieren, ob Menschen, die nicht in die Kirche gehen oder die nicht an Jesus glauben automatisch in der Hölle schmoren müssen. Nach dieser Debatte haben wir
das Lied „I love Jesus“ gesungen – und ich habe das Lied den ganzen Tag und auch noch am Tag unserer Abreise immer wieder aus dem Mund der Kinder gehört.
Am Sonntag war es dann aber endgültig vorbei mit „Seele baumeln lassen“ und wir sind zum letzten Stopp unserer Rundreise aufgebrochen – in die Hauptstadt Accra. Nachdem nach dem Urlaub das Geld schon etwas knapp war, sind wir in Cape Coast, nach einem Kurzbesuch bei Annohs, zum Bankomat gefahren. Der wollte mir aber an diesem Tag einfach kein Geld geben. Da war ich dann echt sehr froh, dass mir Timothy 400 Cedi borgen konnte.

In Accra sind wir Gäste der „New Jerusalem Congregation“ gewesen, untergebracht bei Rev. Esther und
Rev. Esther, nachdem ich ihr das
"Evang. Kreuz" angesteckt habe
ihrer Familie. Sie wohnt in einem tollen, neuen Haus, mit Klimaanlage und Badezimmer samt Warmwasserboiler in jedem Zimmer. Leider ist dem Installateur ein kleiner Fehler unterlaufen und er hat das Haus an alte, stillgelegte Leitungen angeschlossen. Es gibt also kein Fließwasser im ganzen Haus. Und die Klimaanlage funktioniert nur selten, weil ständig der Strom abgeschaltet wird. Ich kann euch sagen: kein Strom ist echt blöd. Aber kein Fließwasser – das geht echt gar nicht. Aber Esther ist cool und sagt, dass momentan kein Geld für die Reparaturarbeiten vorhanden ist, weil die Gemeinde im März mit dem Neubau einer größeren Kirche beginnt.


Am Montag wollten wir eigentlich zum Sightseeing nach Accra, aber der brandneue Dienstwagen musste erst angemeldet werden
Plastik als Beweis, dass
das Auto neu ist!
und dann war es für die Stadt schon zu spät. Also sind wir noch zum nahegelegenen Strand und in die Shoppingmall ums Eck gefahren. Und haben am Abend einige Gruppen der Gemeinde kennengelernt: Men´s Fellowship, Women´s Fellowship und Youth Fellowship. Die Kinder und ich durften nach einem kurzen Service beim Bibelstudium teilnehmen, während Silke den Frauen der Gemeinde Rede und Antwort stand, was unser Leben in Ghana und in Österreich betrifft. Die Gemeinde hat 800 Gemeindeglieder und 600 Menschen jeden Sonntag im Gottesdienst – da kann einen schon ein bisserl der Neid fressen.
Strand in Accra
Am Dienstag haben wir dann doch noch das National Museum besucht und einen guten Überblick über die Geschichte und die Kulturen des Landes bekommen. Und beim Arts-Market haben wir – hoffentlich – unsere letzten Souvenirs gekauft. Dann noch schnell zum PCG-Headoffice,  um mit Samuel Odjelua und dem Bischof, Moderator Rt. Rev. Professor Emmanuel Martey zu reden. Es war ein kurzes, aber sehr freundschaftliches Gespräch, in dem ich mich auch für die Gastfreundschaft im Allgemeinen und die
Familie Lintner mit Moderator, Rev. Esther und Samuel (naja,
seine Hände sind zu sehen. 
Arbeit von Samuel Odjelua im Speziellen bedanken konnte. Den Chairman des Ga-Presbyteries, dem flächenmäßig kleinsten, finanziell aber potentesten und an Mitgliedern größten Presbyteries, haben wir leider knapp verpasst, dafür hatten wir ein Gespräch mit dem Clerk, Rev. William. An die 200 Pfarrerinnen und Pfarrer betreuen mehr als 300.000 Mitglieder. Ganz nebenbei sei erwähnt, dass das Headoffice des Presbyteries viel schöner und moderner ist als das der Kirchenleitung, und auch das Büro des Chairman um vieles schöner ist als das des Moderators.
 

Am späten Nachmittag sind wir dann nach knapp 6 Wochen und über 3000 Kilometern wieder wohlbehalten in Odumase Krobo angekommen. Es war ein richtigse Nach-Hause-Kommen: schon auf der Straße haben ein paar bekannte Gesichter gewunken. Und im Presbytery wurden wir herzlich willkommen geheißen. Jetzt bleiben uns noch 3 ½ Wochen, bis wir von dieser Heimat in unsere alte, österreichische Heimat aufbrechen werden. Und bei aller Vorfreude auf Österreich: ein bisschen wird das Herz auch schwer, wenn ich denke, wie viele liebgewordene Menschen wir hier zurücklassen werden.   

Sonntag, 25. Januar 2015

Raubüberfall ;)

 

Tatort: Mole Nationalpark …. Es begann ja wirklich ganz harmlos, wenn auch aufregend! Nach einer interessanten Autofahrt und einem Besuch einer sehr armen PCG-Gemeinde erreichten wir voller Vorfreude den Nationalpark. Aufgrund der Trockenzeit sahen wir schon beim Ankommen die Elefantenkuh mit ihrem Baby beim Wasserloch, was die Vorfreude auf unsere Safari noch vergrößerte. Am nächsten Tag ging es um 7.00 zu Fuß los.
Im flotten Tempo marschierten wir durch die extrem trockene Baumsavanne und sahen Affen, Wildschweine Antilopen – einfach alles, aber den Elefanten war es noch zu kalt und so kehrten wir nach 2 ½ Stunden zum Motel zurück und genossen das Frühstück. Als wir das beendet hatten, kam unser Guide zurück und meinte, dass jetzt doch noch Elefanten kämen. Also nochmals auf zum Wasserloch und tatsächlich, da kam eine ganze männliche Herde auf uns zu. Unglaublich: nur 10m von uns entfernt stand der Anführer der Herde. Etwas später folgten die Jungtiere und über eine Stunde hatten wir die Gelegenheit sie zu beobachten. Es war atemberaubend. Aber bei unserer Rückkehr schlug das Schicksal zu. Lisbeth wurde auf ihrem Weg zu unserem Zimmer von einem Pavian aus dem Hinterhalt überfallen. Gott sei Dank kam sie mit dem Schrecken davon und der finanzielle Verlust hält sich auch in Grenzen: ein angebrauchtes Apfelsaftpackerl J!

Unversehrt kehrten wir also wieder nach Tamale zurück. Am Sonntag feierten wir den zweiten Gottesdienst in einem kleinen Dorf in der Nähe von Tamale, wo Markus auch predigen durfte. Es war ein wunderschöner Gottesdienst mit sehr viel traditioneller Musik. Wir wurden eingeladen auch einen musikalischen Gruß darzubringen und sogar Theo hat mitgesungen. Danach hat die Gemeinde Markus einen Smok (=typische Kleidung im Norden)geschenkt und nach vielen geschüttelten Händen und Gesprächen machten wir uns wieder auf den Heimweg.






















Am Abend gab es im Presbytery noch ein ganz ofizielles Dinner. Zuerst hielt Markus einen Vortrag über Österreich und unsere Kirche, danach gab es ein Gespräch mit den Vertretern des Presbyteries und uns und schließlich ein köstliches Buffet. Zum Abschluss wurde jedem von uns noch ein ghanaisches Oberteil geschenkt. Wir durften unsere neuen Kleidungsstücke gleich anprobieren und mit ihnen auf den vielen Abschlussfotos posieren. Es war ein sehr schöner Abend und es tat uns sehr leid, dass wir uns so schnell schon wieder vom Norden verabschieden mussten.

 
Jetzt wollten wir es genau wissen: Gibt es eine grundsätzlich Antipathie zwischen Lisbeth und den Affen? Deswegen besuchten wir auf der Rückfahrt nach Kumasi das Monkeyvillage, wo wir tatsächlich die Möglichkeit hatten, Monaaffen zu füttern.
Es hat uns viel Spaß gemacht, aber Lili hat beim ersten Versuch die Affenzähne nicht nur gesehen sondern auch gespürt , was zumindest ihre Affenantipathie bestätigte.

unsere Bungalows

Unser Zwischenstopp in Kumasi war nicht so produktiv wie geplant, weil Markus einen recht heftigen Magen-Darm-Infekt hatte. Aber nach unzähligen Stunden des Wäschewaschens und mit einem Tag Verspätung fuhren wir los nach Axim: endlich Urlaub. Während der Anreise haben wir unsere Entscheidung von Kumasi in den Westen zu fahren mehrfach bereut, weil fast die gesamte Strecke „under construction“ ist und wir ordentlich durchgeschüttelt wurden. Vor allem Markus´ Rücken hat mir die Sorgenfalten ins Gesicht gemeisselt, aber wir kamen nach 7 Stunden wohlbehalten im Paradies an. Leider hatte Kerstin jetzt den Infekt, wodurch wir beim ersten Abendessen nur zu viert waren. Trotzdem war uns allen klar, dass wir hier im Paradies gelandet sind. Unser Hotel, das für sein soziales Engagement als auch für den Umweltschutz mehrfach ausgezeichnet wurde, ist einfach entzückend. Wir wohnen in Rundhütten direkt am Meer und
genießen beim Schlafen das Rauschen des Atlantiks. Die ersten beiden Tage verbrachten wir komplett alleine am weißen Sandstrand unter Palmen und da das Hotel von einem deutschen Ehepaar geführt wird, genießen wir auch wieder einmal europäisches Essen. Theos Augen haben beim Essen schon lange nicht mehr so geleuchtet. Das absolute Highlight ist das Warmwasser beim Duschen. Ich bin sicher, dass wir hier noch wunderschöne Familientage und ein paar sehr nette Ausflüge genießen werden – hoffentlich ohne heimtückischen Überfall!

 

Donnerstag, 15. Januar 2015

Northern Presbytery

Kühlschrank auf Ghanaisch...
„Wer den Norden nicht besucht hat, der ist nicht in Ghana gewesen!“ – mit diesen Worten sind wir vom Clerk des Northern Presbytery, Rev. Samuel, begrüßt worden. Nach ca. 5 ½ Stunden Fahrzeit von Kumasi nach Tamale waren wir noch ganz beeindruckt vom Wechsel der Landschaft. Üppige und grüne Vegetation sind zur Hälfte der Strecke nach und nach einer Savanne und schließlich einer Art Steppenlandschaft gewichen, die, bedingt durch die Trockenzeit, mit Farben geizt und an Kargheit kaum zu überbieten ist. Es hätte uns nicht gewundert, wenn wir während der Fahrt eine Giraffe am Wegesrand gesehen hätten. Das Guesthouse des Presbyteries ist schon ein wenig in die Jahre gekommen, die Zimmer sind aber sehr sauber, nur die Tür schließt eher bescheiden, was zur Folge hat, dass neben einigen Moskitos auch ein Gecko in unserem Zimmer Zuflucht gefunden hat.

Am ersten Abend haben wir verschiedene Mitarbeiter des Presbyteries kennen gelernt und einen ersten Einblick in Größe, Arbeitsweise und Herausforderungen der PCG in diesem Teil Ghanas erhalten. Der Norden ist überwiegend muslimisch geprägt, wir werden auch mehrmals am Tag von diversen Muezzins verwöhnt. 
Besuch der Central-Moschee in Tamale
Die PCG hat im gesamten Gebiet, das immerhin von der Elfenbeinküste bis nach Togo reicht, nur knapp 8000 Mitglieder, was einem Anteil von 0,3% entspricht. 20 Pfarrer erledigen die Arbeit gemeinsam mit vielen haupt-, neben- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Manche Pfarrer haben 20 Gemeinden zu betreuen, natürlich ein Ding der Unmöglichkeit. Aber dazu dann ein wenig später mehr! Wenn ihr euch mit der Geschichte der PCG im Norden vertraut machen wollt, dann kann ich euch die Website des Northern Presbyteries empfehlen (
http://www.pcgonline.org/index.php/presbyteries/31-northern-presbytery). Was mich schon sehr beeindruckt ist die Tatsache, dass die PCG hier viele Aufgaben übernimmt, die eigentlich die Regierung übernehmen müsste. Das beginnt bei einem „Water-Harvest-Project“
Das "Water-Harvest-Project" wird erklärt
, bei dem in Schulen, Krankenstationen und Dörfern Regenwasser gesammelt und zum Gebrauch aufbereitet wird, über Landwirtschaftsprojekte, um den Menschen, großteils Bauern, zu helfen, ihre Felder effizienter zu bebauen, bis hin zu einer Bank für Kleinanleger, die natürlich auch Microkredite an ihre Mitglieder vergibt. Vieles davon haben wir – zumindest ansatzweise – am Dienstag Vormittag gesehen und erzählt bekommen.

Am Dienstag Nachmittag sind wir in ein Dorf im Großraum von Tamale gefahren, aus dem die Frau des Chairman kommt. Ganz nebenbei: natürlich gibt es in seiner Familie auch Moslems, die selbstverständlich bei seiner Ordination und seiner Amtseinführung zum Chairman auch an den Gottesdiensten teilgenommen haben. Aber zurück zu unserem Besuch: Dörfer sind hier genau das, was wir uns darunter vorstellen: kleine Ansammlungen von strohbedeckten Lehmhütten - die runden für die Frauen, die eckigen für die Männer!  Der erste Weg hat zum „local chief“ geführt. In der größten Hütte des Dorfes ist er auf einem Podest gesessen, der mit Teppichen ausgelegt war. Der Rest des Raumes war kahl.
Beim "local chief"
Er hat sich anscheinend sehr über den Besuch gefreut, denn wir durften uns – ganz gegen das Protokoll – mit Schuhen nähern und auf einer Ebene mit ihm Platz nehmen. Der Chairman hat ihm wohl etwas Geld zur Begrüßung und als Zeichen der Verbundenheit  zugesteckt, ich habe dafür eine Kola-Nuss bekommen. Nach einer kurzen und interessanten Plauderei über die Herausforderungen für die ländlichen Gebiete sind wir in ein paar der Hutten gegangen, um die Familie des Chairman zu besuchen, bis wir schließlich wieder zum chief gegangen sind, um uns zu verabschieden. Und stellt euch vor: wir haben zum Abschied einige Yams-Wurzeln bekommen und ein lebendes Perlhuhn!
Es war für mich der beeindruckenste Tag unseres Ghanaaufenthaltes, auch deshalb, weil die Erlebnisse in diesem Dorf so unglaublich authentisch waren. Als wir dann wieder im Presbytery angekommen sind, hat es noch ein riesen Hallo gegeben. Denn das neue Auto, das schon seit 3 Jahren angeschafft werden soll, ist endlich angekommen. Noch nicht ganz ausfinanziert, aber wer weiß: vielleicht können da ja auch die neuen Partner der Evangelischen Kirche in Niederösterreich ein wenig helfen ;-). Ich durfte das Segensgebet für das neue Auto bzw. seine Nutzer sprechen.
Chairman Rev. Dr. Solomon Sule-Saa mit dem neuen Dienstwagen!


Wir sind hier jeden Tag zum Frühstück, Mittag- und Abendessen beim Chairman zu Gast. Und am Dienstag Abend, nach dem Essen, sind wir dann noch alle auf der Couch gesessen – die Lintner-family und die Sule-Saa-family – und haben zusammen und füreinander gebetet. Das war ein wirklich sehr berührender und schöner Moment der Verbundenheit, für den ich – wie für vieles andere hier – sehr dankbar bin.

Heute, Mittwoch, sind wir nach Yendi gefahren. Yendi ist die ehemalige Hauptstadt des Nordens und der Ort, von dem die Christianisierung des Nordens ausgegangen ist.
Heute ist von dem Glanz vergangener Tage nicht mehr viel über. Aber wir haben uns die dortige Gemeinde angeschaut und die Schule. 3 Kindergartengruppen mit je 80 Kindern,
9 Volksschulklassen mit bis zu 100 Kindern und eine Junior High School auch mit jeweils ca. 80 Jugendlichen pro Schulstufe. Unglaublich! Ach ja: 98% der Schüler/-innen sind natürlich Muslime, und auch der überwiegende Großteil der Lehrer/-innen. Der Pfarrer von Yendi feiert mit allen Kindern 2x Woche einen Gottesdienst in der Kirche, die am Schulcampus steht. Er ist auch der District-Minister. Was hier aber nicht bedeutet, dass er der Chef von einigen Pfarrern in seinem Grätzel ist, sondern er betreut den ganzen District – etwa 20 Pfarrgemeinden, und nur 2 davon haben ein Kirchengebäude. Wir haben dann eine solche „church under trees“ besucht. 3 Stunden hat die Gemeinde geduldig singend und tanzend auf unsere Ankunft gewartet.
Geleitet wird sie von einem jungen Mann, der auch die Gottesdienste leitet, weil der Pfarrer ja nur sehr selten da ist. Er ist einer der wenigen im Dorf, der Englisch kann und einer von 4(!) Personen, die lesen können. Der Kurator von Yendi hat am Beginn unseres Besuches erst einmal erklärt, dass sie nicht für sich stehen, sondern zum District Yendi gehören und dass das hier ihr Pfarrer ist. Und dass der District Yendi zum Northern Presbytery gehört, und dieses Presbytery wird von einer Person geleitet, und das ist ihr Chairman, der hier auf Besuch ist. Und dass sie als Christ/-innen zur weltweiten Kirche gehören und das ich ein Pfarrer einer solchen Gemeinde bin. Sehr spannend! Der Chairman hat ihnen dann Mut gemacht, eine eigene Kirche zu bauen, das Presbytery übernimmt die Kosten für das Dach. Und als der Wunsch nach einer neuen Trommel laut geworden ist haben Silke und ich spontan beschlossen, hier auszuhelfen.
Kirche unter Bäumen
Nach etwa einer Stunde sind wir wieder gefahren und haben zum Abschied – richtig – Yams und einen Hahn geschenkt bekommen.


Morgen schauen wir uns „Mile 7“ an, eines der Landwirtschaftsprojekte der Kirche. Und am Nachmittag ist Zeit zum Shoppen: Körbe, Lederwaren und Musikinstrumente sind hier angeblich zu bekommen und wir freuen uns schon darauf. Und am Freitag geht es dann zum Mole-Nationalpark. Wenn wir Glück haben werden wir Löwen, Elefanten und anderes Getier in freier Wildbahn bewundern können. Ob es geglückt ist? Das erfahrt ihr dann das nächste Mal J!

Mittwoch, 7. Januar 2015

Malaria




Wir hatten eigentlich gedacht, alle notwendigen Maßnahmen ergriffen zu haben, um eine Malaria-Infektion zu vermeiden. Wir schlucken täglich unsere Prophylaxe, haben unsere Kleidung imprägniert und sprühen uns brav mit Insektenschutzmittel ein, bevor wir das Haus verlassen. Aber auch die besten Präventionsmethoden sind nicht genug: gestern, also am Dienstag, ist bei Lili Malaria diagnostiziert worden. Am vorhergehenden Abend hat sie Durchfall bekommen, dann einmal gebrochen und Fieber bekommen. Der Arzt hat auf eine Gastritis getippt und den Malariatest eher nur routinemäßig angeordnet. Und dann war sie da, die ernüchternde Diagnose. Mein armes Kind hat drei wirklich riesige Spritzen verabreicht bekommen. Jetzt ist sie schon wieder am Weg der Besserung, der Appetit ist zurückgekehrt und sie kann schon wieder lachen. Der Arzt hat gemeint, dass bis Samstag alles vorbei sein sollte, da müssen wir nochmal zur Kontrolle ins Krankenhaus. Wenn wirklich alles gut ist, dann können wir am Sonntag unsere Rundreise wie geplant mit der Fahrt nach Tamale, der Hauptstadt des Nordens, fortsetzen.

Ich bin euch aber noch ein paar sehr schöne Erlebnisse schuldig, die ich unbedingt erzählen will:

Am letzten Freitag sind wir – wie geplant – zum Kakum National Park gefahren. Es gibt dort seit etwa 20 Jahren den sogenannten Canupy-Walk, eine 370 Meter lange und bis zu 40 Meter hohe Abfolge an Hängebrücken, die in den Gipfeln des Regenwaldes des Nationalparks befestigt sind. Ich hab mich wirklich schon sehr auf diesen Ausflug gefreut, ich hab aber auch schon ein bissi Bauchweh gehabt. Ich hab ja mit fortschreitendem Alter etwas Höhenangst bekommen, was z.B. bei unserem Wanderurlaub in Rohrmoos deutlich geworden ist, als wir über eine Stahlseilhängebrücke bei den Riesachfällen gehen mussten. Da hab ich mir wirklich fast in die Hose gemacht. Und jetzt über Hängebrücken aus Hanfseilen und einem simplen, engen Holzboden gehen? Und vor allem: einmal auf den Skywalk angekommen, gibt es keine Möglichkeit umzukehren…

Was soll ich sagen: es ist gut gegangen. Und es war wirklich extrem lässig! Silke ist aus dem Fotografieren gar nicht mehr rausgekommen – ihre zukünftigen Schüler/-innen werden also mit Bildmaterial aus erster Hand bestens versorgt sein! Und uns anderen hat es einfach getaugt, auf diesen schmalen Brücken zu gehen und die gewaltige Aussicht zu genießen. Es ist erstaunlich, wie schnell 370 Meter bewältigt sind.

 
 
 
 
Am Freitag Abend haben Silke und ich beim Youth Fellowship einen Vortrag über Österreich gehalten. Nach der ersten Präsentation über die diversen Fakten und Besonderheiten unseres Landes hab ich den jungen Leuten das nächste Thema freigestellt: Sehenswürdigkeiten, typisch österreichische Traditionen oder Evangelische Kirche. Und alle wollten etwas über unsere Kirche erfahren. Es war dann wirklich interessant, sie haben unglaublich viele Fragen gestellt, sich königlich über unsere 45-Minuten-Gottesdienste amüsiert (ach, doch so lange J) und über die Vor- und Nachteile geredet, wenn der Pfarrer nicht alle 4 Jahre wechseln muss.

Am nächsten Tag mussten wir dann endgültig von Familie Annoh Abschied nehmen. Es war eine tolle, unvergessliche Woche, in der wir auch einen kleinen Einblick in die ghanaische Küche bekommen haben. Wer sich traut wird zuhause sicher etwas zum Kosten bekommen J. Auch das Mitleben in einer ghanaischen Pfarrfamilie war spannend.


 
 

Der letzte Jahrgang muss sich in den Ferien auf die Examen vorbereiten
Nach etwas mehr als 3 Stunden sind wir in Kumasi angekommen und von Prince Appia-Fei, dem Leiter des Adumasa Link Projects, in Empfang genommen worden. Wir sind hier im Curtis-Guesthouse untergebracht, das seinen Namen von der Gründerin des gesamten Projekts bekommen hat. Vor ziemlich genau 20 Jahren ist Prince sehr kurzfristig eingeladen worden, einer Gruppe von Missionaren aus Großbritannien die Gegend zu zeigen, und er hat sich dazu entschlossen, nicht nur die typischen Plätze in Kumasi herzuzeigen, sondern mit der Gruppe auch in die Dörfer am Rand der Metropole zu fahren. Tief beeindruckt davon, dass viele Kinder nackt, ohne Schuhe und oft auch unterernährt herumgelaufen sind, noch dazu ohne Möglichkeit eine Schule zu besuchen, wurde das Adumasa Link Project aus der Taufe gehoben, dass den Kindern im Ort eine eigene Schule bescherte, die von Beginn an ihre Schüler/-innen auch mit Essen versorgt hat. Es gibt jetzt einen Kindergarten, eine Primaryschool (1.-6. Klasse, jeweils 2-klassig) und eine Junior Highschool im Ort. Und das Projekt ist jetzt auch in zwei Nachbardörfer gekommen. Prince hat das Projekt 10 Jahre lang ehrenamtlich geleitet, bevor er wegen der wachsenden Aufgaben als Leiter eingestellt worden ist. Noch immer werden z.B. seine Gehaltskosten von Großbritannien getragen, aber seit einigen Jahren ist auch die Evangelische Kirche Österreich hier sehr engagiert am Werk. Ich finde es ganz toll, dass wir als Kirche  diese wichtige Arbeit hier unterstützen. Nur ein Beispiel: das „Schulgeld“ beträgt hier für das Trimester 3 Cedi, also nicht einmal einen Euro. Und selbst diese Summe können sich manche Familien nicht leisten. Ich kann euch sagen: hier können wir wirklich was bewirken und unser Geld ist noch immer dringend notwendig. Ich bin überzeugt, dass Silke und ich versuchen werden, auch nach unserer Rückkehr immer wieder Hilfe an diesen Ort zu bringen.
Direkt nach unserer Ankunft hat uns Prince ein ghanaisches Spiel gezeigt und es mit uns gespielt: Oware! Es macht uns allen viel Spaß und wir haben uns auch schon eines gekauft, damit wir es auch einmal mit euch spielen können!
Markus bei seinem ersten Owarespiel mit Prince

Am Sonntag waren wir Gottesdienst – gemeinsam mit dem Ashanti-König! Wenn einer der regionalen Könige in diesem Land noch etwas reale Macht hat, dann ist es der Ashanti-König. Und jeden ersten Sonntag im neuen Jahr feiert er mit der PCG-Gemeinde in Kumasi. Als der Gottesdienst begonnen hatte, war der Thron noch zugedeckt und verwaist. Als dann die königliche Karosse vorgefahren ist, wurde der Thron bereit gemacht und er ist mitsamt seinem Hofstaat unter Hörnerschall eingezogen. Und als seine Rede am Programm gestanden ist, haben das wieder die Hörner angekündigt, bevor zwei seiner Männer ein Lied auf seinen Namen gesungen haben. Der König selbst wendet sich allerdings nie direkt an das Volk, d.h. er redet nur leise vor sich hin und zwei Linguisten verkündigen laut, was er zu sagen hatte. Sehr strange, aber natürlich super, dass wir das miterleben durften. Passend zum Gottesdienst an diesem Tag haben wir im Anschluss noch den King´s Palace und das Museum besucht.


Am Montag waren wir dann endlich mal auf Shoppingtour. Prince hat uns zum Cultural Centre geführt, wo typisch ghanaische Handwerkskunst gezeigt und zum Verkauf angeboten wird. Anschließend haben wir einen kurzen Abstecher in den Markt gemacht. Ich habe eigentlich gedacht, dass mich nach 4 Monaten Ghana nichts mehr in Stress versetzen kann, aber was sich dort abspielt, das kann man sich als gelernter Europäer einfach nicht vorstellen. Und so haben wir uns nach einer kurzen Visite bei Agnes´ Geschäft (sie ist die Frau von Prince) auch bald wieder zurückgezogen.
Agnes mit unseren Kindern in ihrem Marktstand

Am Dienstag, nachdem wir das mit Lili und der Malaria abgeklärt hatten, bin ich noch zur National Minister´s Conference gefahren, die diese Tage in Kumasi stattfindet. Am Gelände der Universität K.N.U.S.T. wurde in einem riesigen Hörsaal das Programm abgehalten.
Das Thema „The Minister and the family“ finde ich sehr spannend, aber einmal mehr haben sich doch tiefgreifende Unterschiede herauskristallisiert. Denn es war natürlich für alle klar, dass es nur dann funktioniert und eine fruchtbare Arbeit sein kann, wenn die ganze Familie sich aktiv an der Arbeit des Pfarrers beteiligt. Wisst ihr, ich bin wirklich sehr froh und dankbar, dass sowohl Silke als auch meine Mädchen sich aktiv am Gemeindeleben in Mödling beteiligen. Aber das quasi als Voraussetzung zu definieren, diese Zeiten sind bei uns – Gott sei Dank – doch vorbei.

Ach ja: die PCG ist die älteste, ohne Unterbrechung existierende christliche Kirche in Ghana. Das verdankt sie der „Basler Mission“, die im Jahr 2015 ihr 200jähriges Bestehen feiert. Das Thema „Mission moves!“ hat mich sehr angesprochen und ich hoffe, hier noch ein paar Impulse mit nach Hause nehmen zu können.

Morgen fahren wir gemeinsam mit Prince in die umliegenden Dörfer, wo wir unter anderem  die weiteren Schulen des Projektes besuchen werden – hoffentlich mit Lili. Wir freuen uns schon sehr darauf!